Im zweiten Musiktheaterprojekt von æquatuor (nach "Schattenrisse" 2005) verbergen sich grosse Gegensätze: "Im Bau" (nach einem Text von Franz Kafka) weist nach unten, in die Erde, ins Bedrohliche, "Ana Andromeda" verweist nach oben, ins Licht, führt vielleicht sogar zur Erlösung. Die künstlerisch überaus inspirierenden und produktiven Gegensätze geben die Grundspannung für das Thema „Glaube“ des Lucerne Festival 2012 an. Auf der einen Seite stehen wir heute dem Phänomen einer zunehmend individualisierten Haltung zu einem strengen Glaubensbekenntnis gegenüber. Auf der anderen Seite beunruhigen nach wie vor die globalen politischen Reibungsflächen, die sich immer wieder an einer tradierten und als kollektiv empfundenen (und proklamierten) Glaubensvorstellung entzünden. In diesem Spannungsfeld siedeln wir das vorliegende Musiktheaterprojekt von æquatuor an.

Das Projekt wurde von allem Anfang an in Partnerschaft mit Georges Delnon (Theater Basel) konzipiert, der die Inszenierung der beiden Werke übernimmt. Derart können wir gewährleisten, dass "Lost Circles" kein beziehungsloses Nebeneinander von zwei Kompositionen wird, sondern vielmehr ein Wechselspiel der Spannungsfelder den Abend bestimmen wird.

Die Live-Elektronik nimmt vor allem in Michel Roths Komposition eine herausragende Stellung ein: mittels ausgeklügelter Positionierung von Lautsprechern und Mikrophonen wird ein buchstäblich unerhörter Klangraum geschaffen, der sich vom sichtbaren Instrumentarium entfernen kann und so eine zweite Realität bildet. Die Entwicklung dieser Technik wurde von Ueli Würth eigens für dieses Projekt realisiert.

Matthias Arter
Künstlerischer Leiter
Auskünfte: matthias@aequatuor.ch